Wenn eine E-Mail das Unternehmen lahmlegt: Warum Cyberangriffe zur realen Bedrohung geworden sind
Was passiert, wenn plötzlich alle Drucker im Unternehmen Erpresserbriefe ausgeben, kein Auftrag mehr bearbeitet werden kann und die gesamte Produktion zum Erliegen kommt? Für den Serviettenhersteller Fasana aus Euskirchen war genau das die bittere Realität. Im Mai 2025 traf eine Cyberattacke das Traditionsunternehmen mit voller Wucht. Die Angreifer drangen in die Systeme ein, legten die IT lahm und hinterließen Schadsoftware, die sämtliche Abläufe blockierte. Das Unternehmen musste kurz darauf Insolvenz anmelden.
Ein zweites Beispiel aus Großbritannien zeigt, wie leicht ein Angriff erfolgen kann. Die Transportfirma KNP existierte seit über 150 Jahren und beschäftigte rund 700 Mitarbeitende. Der Einstiegspunkt für die Angreifer war das erratene Passwort eines einzigen Mitarbeiters. Die Folgen waren dramatisch. Die Angreifer verschlüsselten alle Systeme und forderten ein Lösegeld in Millionenhöhe. Da KNP die Summe nicht zahlen konnte, musste das Unternehmen aufgeben.
Diese beiden Fälle stehen exemplarisch für eine Entwicklung, die in der Breite angekommen ist. Cyberangriffe treffen nicht mehr nur große Konzerne, sondern längst auch Mittelständler, Familienunternehmen und öffentliche Einrichtungen. Und oft reicht eine einzige Mail, um alles lahmzulegen.
Die Bedrohung wächst und viele Unternehmen sind nicht ausreichend vorbereitet
Laut dem aktuellen Lagebericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik ist die IT-Sicherheitslage in Deutschland kritisch. Angreifer setzen vermehrt auf gestohlene Zugangsdaten, Schwachstellen in VPN- oder Firewall-Systemen und neue Angriffstechniken. Die Zahl erfolgreicher Angriffe steigt kontinuierlich, und selbst Unternehmen mit grundlegenden Schutzmaßnahmen geraten immer häufiger in akute Notlagen.
Wer glaubt, mit einer guten Antivirenlösung und gesunden Menschenverstand sei alles getan, verkennt die Professionalität, mit der viele Angreifer inzwischen vorgehen. Es ist nicht mehr die Frage, ob ein Unternehmen Ziel eines Angriffs wird, sondern lediglich wann.
Ausbildung zum IT-Sicherheitsbeauftragten (DEKRA)
Sie möchten aktiv vorbeugende Maßnahmen treffen? Dann besuchen Sie doch gerne unseren Kurs zum Informationssicherheitsbeauftragten (DEKRA). Dort erhalten Sie praxisnahes Wissen, konkrete Maßnahmenpläne und aktuelle Einblicke in die Welt der Cybersicherheit.
Was Unternehmen konkret tun können
1. IT-Systeme absichern und Angriffsflächen reduzieren
- Zugänge mit Mehr-Faktor-Authentifizierung schützen
- Benutzerrechte restriktiv und rollenbasiert vergeben
- Netzwerke in logisch getrennte Zonen aufteilen
- Verschiedene Firewall-Lösungen im Innen- und Außenbereich einsetzen
- Ereignisprotokollierung und Monitoring konsequent aufbauen
2. Mitarbeitende schulen und sensibilisieren
Ein großer Teil der Angriffe beginnt mit einer Phishing-Mail. Deshalb ist es entscheidend, alle Beschäftigten regelmäßig zum Thema IT-Sicherheit zu schulen. Auch technische Schutzmaßnahmen greifen nur dann, wenn die Belegschaft deren Bedeutung versteht und aktiv unterstützt.
3. Notfallpläne entwickeln und regelmäßig testen
Im Ernstfall zählt jede Minute. Wer dann noch über Zuständigkeiten diskutiert oder externe Hilfe suchen muss, verliert wertvolle Zeit. Es braucht definierte Prozesse für den Krisenfall, Kommunikationswege, die auch ohne E-Mail funktionieren, und Partner, die bereits vorab eingebunden sind. Diese Pläne müssen realistisch sein und regelmäßig in Testläufen überprüft werden.
4. Pentests durchführen und Sicherheitslücken erkennen
Penetrationstests simulieren echte Angriffe unter kontrollierten Bedingungen. Dadurch lassen sich Schwachstellen identifizieren, bevor sie von Kriminellen ausgenutzt werden. Ergänzend können automatisierte Schwachstellenscans genutzt werden, um schnell einen Überblick über bestehende Risiken zu erhalten.
Fazit: Wer vorbereitet ist, bleibt handlungsfähig
Die Fälle Fasana und KNP zeigen eindrücklich, wie schnell ein Unternehmen durch einen Cyberangriff aus dem Takt geraten kann. Was beide gemeinsam hatten: Die Angriffe trafen sie im Kern ihrer Arbeitsfähigkeit. Die wichtigste Lektion daraus ist, dass Prävention, strukturierte Reaktion und Sensibilisierung heute zur Grundausstattung gehören sollten.
Cybersicherheit darf kein nachgelagertes IT-Thema mehr sein. Sie gehört in die Unternehmensstrategie, in die Führungsebene und in die tägliche Praxis. Denn wer vorbereitet ist, kann auch im Ernstfall souverän handeln.